Das ABC der Schlafstörungen

Gestörter Schlaf hat viele Gesichter: 88 verschiedene Schlafstörungen kennt die moderne Schlafmedizin, unterschieden nach Ursächlichkeit und Erscheinungsform. Die „International Classification of Sleep Disorders“ teilt sie in sechs Kategorien ein.

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Insomnie = Ein- und Durchschlafstörungen

Die häufigste und bekannteste Form der Schlafstörung kennen viele aus eigenem Erleben: Ein- oder Durchschlafstörungen werden häufig durch eine erhöhte emotionale Anspannung, Ängste und Sorgen verursacht, die uns ins Bett verfolgen. Betroffene können schwer einschlafen oder liegen nachts für längere Zeit wach. In den meisten Fällen halten die Schlafprobleme nur wenige Tage an. Die Bandbreite der Insomnie reicht jedoch von diesen gelegentlichen Schlafproblemen bis hin zu behandlungsbedürftigen chronischen Schlafstörungen mit zum Teil starken Beeinträchtigungen an Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden.

Schlafbezogenen Atmungsstörungen

Hierzu zählen Erkrankungen, bei denen es im Schlaf zu einer relevanten Verschlechterung der Atmung oder gar zu Atemaussetzern kommt. Das häufigste Krankheitsbild ist die obstruktive Schlafapnoe, erkennbar am lauten und unregelmäßigen Schnarchen, häufig mit Atempausen von bis zu 2 Minuten. Betroffen sind rund vier Millionen Menschen. Als Risikofaktor zählt Übergewicht: Fettablagerungen im Halsbereich verschließen die Atemwege. Weniger bekannt ist das Upper Airway Resistance Syndrom (UARS), bei dem es aufgrund einer Verengung der oberen Atemwege während des Schlafs zu erhöhter Atemanstrengung ohne Apnoe (Atemaussetzer) kommt.

Hypersomnie = gesteigertes Schlafbedürfnis (>10 h)

Hypersomnien sind Schlafstörungen, die durch eine gesteigerte Müdigkeit und Einschlafneigung während des Tages gekennzeichnet sind. Die Tagesmüdigkeit kann unterschiedliche Gründe haben: Häufig ist mangelnder Nachtschlaf die Ursache. Auch bei  Drogen- oder Medikamentenmissbrauch tritt sie auf. In seltenen Fällen liegt eine organische Erkrankung wie die Narkolepsie vor. Die im Volksmund als Schlafkrankheit bezeichnete Erkrankung lässt Betroffene tagsüber plötzlich einschlafen. Das kann in jeder Situation geschehen, z.B. beim Autofahren.

Zirkadiane Rhythmusstörungen = Jetlag und Schlafstörungen bei Nacht- und Schichtarbeit

Schlafstörungen, ausgelöst durch häufige schnelle Zeitzonenwechsel (Jetlags), z.B. bei Piloten, Flugbegleitern, oder durch Nacht- und Schichtarbeit (etwa 15 Prozent der Erwerbstätigen), sind weit verbreitet. Unsere innere Uhr „tickt falsch“ – der Schlaf-Wach-Rhythmus gerät durcheinander und mit ihm eine Vielzahl von Körperfunktionen, die an einen 24-Stunden-Rhythmus gekoppelt sind. Was beim gelegentlichen Jetlag oder – in geringerem Ausmaß – bei der halbjährlichen Umstellung der Uhr nach 1-2 Tagen vergessen ist, kann auf Dauer insomnische und hypersomnische Beschwerden verursachen mit erheblichen Auswirkungen für Betroffene.

Parasomnie = Verhaltensauffälligkeiten während des Schlafs

Parasomnien sind Phänomene – unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten –  die unbewusst aus dem Schlaf heraus auftreten. Zu den bekanntesten, aber eher seltenen gehört z.B. das Schlafwandeln (Somnambulismus), sekunden- bis minutenlange unbewusste Handlungen im Schlaf, an die sich die Betroffenen in der Regel am nächsten Morgen nicht erinnern können. Alpträume, Pavor nocturnus (Nachtschreck – nächtliches Aufschrecken, tritt vor allem bei Klein- und Schulkindern auf), Essen oder Sprechen im Schlaf (Somniloquie) sowie die Schlaflähmung (völlige Bewegungs- und Reaktionsunfähigkeit sowie Unfähigkeit zu sprechen) sind weitere Erscheinungsformen.

Schlafbezogenen Bewegungsstörungen

Schlafbezogene  Bewegungsstörungen sind relativ geläufig. Zu dieser Gruppe der Schlafstörungen gehört u.a. auch das nächtliche Zähneknirschen (Bruxismus) und das Restless-Legs-Syndrom (RLS), das „Syndrom der ruhelosen Beine“. Rund 17 Prozent der Jugendlichen und 3 Prozent der Männer und Frauen jenseits des 60. Lebensjahres knirschen nachts exzessiv mit den Zähnen. Gründe sind u.a. Anspannung. Charakteristisch für das Restless-Legs-Syndrom sind Ruhe-Schmerzen und Missempfindungen in Beinen, seltener in Armen. Diese werden sehr unterschiedlich beschrieben: Stechen, Reißen, Ziehen oder Kribbeln sind typisch. Bewegung verschafft Linderung. Begleitet wird das Syndrom von unbewusst auftretenden, periodischen Gliedmassenbewegungen. Vier bis acht Millionen Frauen und Männer in Deutschland leiden unter RLS,  vom Kleinkind- bis ins hohe Rentenalter. Frauen, insbesondere Mütter und Schwangere, sind auffallend häufig betroffen. Beim RLS wird eine genetische Prädisposition vermutet.

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